62.640 Mitglieder, Hütten & Wege und alpiner Förderpreis
Der alpine Förderpreis, die positive Entwicklung der Mitgliederzahl und zum Bedauern des Alpenvereins bisher keine Fortschritte – aber konkrete Zusagen des Landeshauptmanns – im Bereich Schutzhütten und Wege, das waren die Kernpunkte der Jahreshauptversammlung des Alpenvereins Südtirol, die am Samstag, 9. Mai 2015, in Lana stattgefunden hat.
Jedes Jahr im Mai kommen die 34 Sektionen und 58 Ortsstellen des Alpenvereins Südtirol zur Jahresversammlung zusammen, um eine Standortbestimmung vorzunehmen und um über die Weiterentwicklung zu diskutieren. Der Jahresrückblick des Vereinspräsidenten bildete auch heute den Auftakt der Hauptversammlung. Georg Simeoni zog am Ende seiner zweiten Amtszeit als Präsident Bilanz. Vieles sei – auch dank einer neuen Organisationsstruktur gelungen: die bessere Zusammenarbeit zwischen Sektionen und Landesleitung, die Stärkung der Jugend- und Familienarbeit sowie des Natur- und Umweltschutzes. Deutlich negativer verortete Simeoni die bisherige Lage bei den Themen Hütten und Wege.
Hütten & Wege
Die alpinen Infrastrukturen seien nach wie vor eine Kernkompetenz des Alpenvereins: „Die Hütten und Wege sind vom Alpenverein nicht zu trennen“, so Simeoni in seinen Ausführungen. Seit 15 Jahren strebt der Alpenverein die Verwaltung der Schutzhütten im Landesbesitz an, mehrmals wurden Führungskonzepte vorgelegt, bis zur Ausschreibung der Schutzhütten im vergangenen Jahr. Bisher konnte keine Einigung erzielt werden.
Ein weiterer schwieriger Fall sei die Wegematerie. 2007 wurde im Auftrag der Landesverwaltung die Digitalisierung der Wanderwege abgeschlossen, seither herrscht Stillstand. Änderungen im Wegenetz können weder in die Datenbank eingespeist werden, noch gebe es ein Konzept, was mit den Daten passieren soll. Keine Fortschritte gibt es bisher auch beim Thema „Wegehalter“: Viele Zuständigkeiten ebenso wie die Finanzierung von Instandhaltungsarbeiten sind nach wie vor ungeklärt und es gibt wenig Konzepte für die Mehrfachnutzung. Für die zahlreichen ehrenamtlichen Wegemacher im Alpenverein seien der Aufschub von Entscheidungen und die ungeklärte Rechtslage eine große Belastung.
Landeshauptmann mit konkreten Vorschlägen
Zu beiden Themen brachte Landeshauptmann Arno Kompatscher Vorschläge nach Lana. In seinen Grußworten überbrachte er ein Angebot zur Mitverwaltung der Schutzhütten im Landesbesitz: konkretes Mitspracherecht bei der Vergabe und die Kontrollfunktion vor Ort, bei Übernahme des finanziellen Risikos durch das Land. Im Falle der Toponomastik sicherte Kompatscher Durchführungsbestimmungen für das Del Rio-Durnwalder-Abkommen zu, die Ministerpräsident Matteo Renzi innerhalb Juni versprochen habe.
Außerdem arbeite man intensiv am Wegegesetz mit den Vertretern der Grundeigentümer weiter, so Kompatscher, um hier möglichst bald eine Einigung zu erreichen und in Fragen der Zuständigkeit, der Mehrfachnutzung und im Bereich Finanzierung eine Lösung zu finden. Es wurde also Dialogbereitschaft signalisiert, von beiden Seiten: von der Landesregierung und von Seiten des Alpenvereins.
Alpenverein, eine gesunde Seilschaft
Viel Positives gab es im Bereich der Mitgliederstatistik zu berichten. Die Mitgliederzahl ist im Vergleich zum Vorjahr erneut gewachsen und liegt nun bei 62.640 Mitgliedern. Intensiviert wurde die Arbeit im Bereich Ausbildung und auch die Tätigkeiten der Sektionen sind im ständigen Anstieg. „Beim Alpenverein handle es sich um eine starke und gesunde Seilschaft“, wie Geschäftsführer Gislar Sulzenbacher berichten konnte.
Klaus Bliem stellte als neuer Referent das Referat für Natur & Umwelt vor und unterstrich den Arbeitsschwerpunkt Sensibilisierung. Die Vermittlung eines nachhaltigen Umweltbewusstseins und entsprechender Wertschätzung für die Natur seien die Voraussetzung für die Naturschutzarbeit. Mit zahlreichen Kursangeboten und mit Veranstaltungen – zuletzt mit einer Kampagne zum Thema „Müll am Berg“ – versucht das Referat für alpine Umweltthemen zu sensibilisieren.
Ein weiteres Arbeitsfeld des Alpenvereins war Thema eines Impulsreferats. Der Nordtiroler Helli Knabl präsentierte den Klettersport in all seinen Facetten: Klettern sei ein Sport für Jung und Alt, für Drinnen und Draußen. Klettern eigne sich als Leistungs- und Schulsport, als Freizeitbeschäftigung sowie auch zur Integration von Menschen mit Handicap.
Ehrungen und alpiner Förderpreis
Es folgten die Ehrungen für die Sektionen mit den größten Mitgliederzuwächsen, dem größten Jugendanteil und der Jubiläumssektionen. Höhepunkt der Ehrungen war die Verleihung des alpinen Förderpreises an den jungen Grödner Alex Walpoth. Walpoth habe bereits als Junge mit dem Sportklettern begonnen und hat seit einigen Jahren mit schwierigen und interessanten Erstbegehungen und Wiederholungen – zuletzt mit der Durchsteigung der Eiger-Nordwand – auf sich aufmerksam gemacht, so Laudator Adam Holzknecht. Walpoth schafft es, seine Erfahrungen aus dem Sportklettern mit dem klassischen Alpinismus zu vereinen und sei damit Vorbild für junge Alpinisten. Der 21-Jährige Medizinstudent und Bassist der Rockband „Madax“ ist Mitglied der Bergrettung, der Grödner Bergsteigergruppe „Catores“ und beginnt demnächst seine Ausbildung zum Bergführer. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis wird auf Vorschlag des Referates Bergsport und Hochtourengruppen vergeben und soll Nachwuchstalenten Anerkennung und zugleich Ansporn sein.
Neuwahlen
Die Versammlung ging zu den anstehenden Wahlen über. Bestätigt wurden Georg Simeoni (Präsident und Referent Hütten), Adolf De Lorenzo (Finanzen), Vera Bedin (Kultur) sowie Thomas Mair (Bergsport und HG), Petra Augscheller (Tourenleiter), Judith Bacher (Jugend & Familie) und Klaus Bliem (Natur & Umwelt); neu dazugekommen sind Ivo Tschurtschenthaler (Rechtswesen), Jan Kusstatscher (Ausbildung), Ernst Scarperi (Sportklettern) und Helmut Scartezzini (Wege).
Im Anschluss wurde die Veranstaltung intern fortgesetzt, der Haushalt genehmigt und verschiedene Anträge der Sektionen und der Landesleitung diskutiert.