20 Jahre jung, intelligent, aber nicht immer vertrauenswürdig: so könnte man Dr. Google beschreiben. Der Suchmaschinenriese (Jahrgang 1998) mischt auch im Gesundheitsbereich kräftig mit. Was das für Betroffene, Gesundheitsdienstleister und Patientenorganisationen bedeutet, das wurde bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Dr. Google und die Gesundheit“ diskutiert.
Den Beginn machte ein Kurzvideo von Claudio Diaz, er ist Betroffener, Mitglied bei Slow Medicine und wurde zum Experten, was seine Erkrankung angeht (Fetales Alkohol-Syndrom – Alkohol während der Schwangerschaft): Da er adoptiert wurde, wusste niemand von der Alkoholsucht seiner Mutter, erst durch eine Online-Bekanntschaft mit einem Mediziner wurde sie richtig diagnostiziert. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion kamen Fachleute aus den Bereichen Kommunikation, Medizin, Pflege und Betroffene zu Wort: Christoph Leitner, Facharzt und Onkologe, sowie Leiter des Day Hospital am Krankenhaus Bruneck, Mariaantonietta Mazzoldi, Leiterin der Psychologie im Krankenhaus Bozen, Katharina Stuefer, spezialisierte Krankenpflegerin für Patientinnen mit Brustkrebs (Breast Care Nurse), Anna Faccin, Patientenvertreterin des Vereins DEBRA (Schmetterlingskinder), Horand Meier, Arzt und Ansprechperson der Virtuellen Medizinischen Bibliothek, Beate Weyland, Professorin an der bildungswissenschaftlichen Fakultät der Uni Bozen.
Insgesamt zeigte sich, dass „Dr.“ Google viel genutzt, aber auch kritisch zu betrachten sei: die Unterscheidung zwischen bloßer Meinungsäußerung und wissenschaftlich überprüften Inhalten sei wichtig und setze voraus, dass die Menschen Medieninhalte auch kritisch konsumieren. Auf Patientenseite – vor allem bei seltenen Krankheiten – spiele die Vernetzung durch Facebook und Co. aber auch spezifische Webseiten eine große Rolle, da sich Betroffene dadurch kennenlernen und über ihre Krankheitsbilder austauschen können. Idealerweise ergebe sich eine gesunde Beziehung zwischen aufgeklärten PatientInnen, kompetentem Gesundheitspersonal und der Nutzung des World Wide Web. Ersatz für ein gutes Verhältnis zwischen BürgerInnen und Gesundheitspersonal sei Dr. Google keiner, darüber stimmten alle Expertinnen und Experten überein.
Am Ende der Veranstaltung wurde auch nochmal auf die Seite www.sabes.it/krebsinfo eingegangen. Dort wird – nun mit noch mehr Inhalten und Expertenvideos pro Krankheitsbild – viel Wert auf die Erklärung der Behandlungspfade gelegt. Dies auch, um die Beratungen von „Dr. Google“ zu verringern und Betroffenen eine solide Auskunft über die Betreuung in Südtirol zu geben.
Die Veranstaltung entstand aus einer Zusammenarbeit des Südtiroler Sanitätsbetriebes mit dem Dachverband für Gesundheit und Soziales und der Vereinigung Slow Medicine. Sie ist Teil der Kooperationsvereinbarung, die 2017 unterzeichnet wurde.