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LPA – Die Wandmalerei des Kappellenbildstocks im Kapuzinergarten in Bozen soll keinen weiteren Schaden nehmen. Daher hat das Land umgehende Schutzmaßnahmen getroffen.
In der Umfassungsmauer des Kapuzinergartens in der Bozner Altstadt befindet sich ein überdachter Kapellenbildstock. Dieser Bildstock ist, laut Landesdenkmalamt, wesentlich älter als die Mauer, die der Bozner Maler und Architekt Alois Delug um das Jahr 1900 im Auftrag des damaligen Bürgermeisters Julius Perathoner entworfen hat.
Die Wandmalerei im Bildstock ist – wie alle Wandmalereien an Außenwänden – der Witterung und anderen Beschädigungen stärker ausgesetzt, als das in Innenräumen der Fall ist. Aus diesem Grund sieht das umfassende Aufwertungsprojekt für den Kapuzinergarten auch die Restaurierung des Kapellenbildstocks sowie die Anbringung eines Schutzgitters vor.
Bis zur Restaurierung Schutzwand aus Holz
Da sich der Zustand der Wandmalerei aber in den letzten Jahren rascher verschlechtert hat als erwartet, und sich die Öffentlichkeit in den vergangenen Wochen besorgt über den Erhaltungszustand gezeigt hat, soll nun eine vorübergehende Schutzmaßnahme verhindern, dass sich der Zustand bis zur umfassenden Restaurierung des Bildstocks weiter verschlechtert: Zum Schutz vor weiterer Beschädigung bis zur Restaurierung wird eine Schutzwand aus Holz vor dem Fresko angebracht. Die Arbeiten dazu hat – wie zwischen dem Direktor der Landesabteilung Vermögen, Daniel Bedin, und Landeskonservatorin Karin Dalla Torre vereinbart – das für Bauerhaltung zuständige Landesamt gestern (25. Mai 2021) eingeleitet.
Der Kapuzinergarten in Bozen ist zwar im Besitz der Kapuziner-Ordensprovinz Österreich und Südtirol, dieser hat die Nutzungsrechte aber über einen Konzessionsvertrag dem Land Südtirol übertragen. Geführt wird die Grünanlage von der Gemeinde Bozen. Nach zweijährigen Verhandlungen und Planungen haben sich Land, Gemeinde Bozen und verschiedene Kultureinrichtungen im Vorjahr auf eine umfassende und über eine Million Euro teure Aufwertung des Kapuzinergartens geeinigt, die innerhalb 2023 umgesetzt werden soll.
Vermögenslandesrat Massimo Bessone verweist in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung des Aufwertungsprojektes: „Es ist für die Bürgerinnen und Bürger von Bozen und für die Altstadt sehr wichtig, da dadurch die Anlage neu belebt und einem Verfall des Parks vorgebeugt wird. Ebenso wichtig ist der Schutz des kulturellen Erbes. Wir haben nun die technischen Voraussetzungen für die Sicherung des Freskos zu schaffen.“
Die Landesrätin für Denkmalpflege, Maria Hochgruber Kuenzer, schließt sich dieser Aussage an. Auch sie spricht von einem „sehr wichtigen Projekt“. „Ein religiös thematisiertes Fresko im Zentrum der Stadt wird restauriert und erinnert an eine Zeit, in der Religion viel präsenter war als heute“, betont die Landesrätin. „Dies sind unsere Wurzeln, und es ist unsere Aufgabe, sie zu bewahren und an die nächsten Generationen weiterzugeben. Ich bin überzeugt: Die Restaurierung wird zur Aufwertung des Kapuzinergartens beitragen. Und ich hoffe, dass dies zu mehr Respekt führen wird.“
Wandmalerei aus dem 17. Jahrhundert
Über das Fresko selbst ist wenig bekannt. In der kunsthistorischen Literatur wurde es bisher nicht erwähnt. Das Landesdenkmalamt geht davon aus, dass seine Bedeutung vor allem in der Dokumentation der Ordens- und Klostergeschichte liegt. Es ist vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden und wurde im 19. Jahrhundert mindestens einmal übermalt und ergänzt.
Das Fresko zeigt einen knienden Mann mit Rüstung und rotem Mantel, der dem vor ihm stehenden heiligen Franziskus eine Schriftrolle überreicht. Dargestellt ist Freiherr Engelhard Dietrich von Wolkenstein-Trostburg, der Stifter des Bozner Kapuzinerklosters. Franziskus segnet den Knienden mit seiner Rechten und zeigt zugleich in Richtung Himmel, wo die auf einer Wolke stehenden und von einer Lichtgloriole umfangene Maria Immaculata von den auf Wolken knienden heilige Antonius mit Lilie und heilige Klara mit Monstranz verehrt wird.
In der Wappendarstellung und in der Inschrift wird auch auf Katharina von Hepperger die „zweite Gründerin“ des Klosters hingewiesen, die 1816 den Kapuzinern die Gebäude und den Garten des sechs Jahre vorher aufgehobenen Klosters zur Wiedererrichtung zur Verfügung gestellt hat. Im Zuge der Restaurierung in Zusammenhang mit dem Aufwertungsprojekt sind weitere Forschungsergebnisse zu erwarten.