In Italien gilt keine explizite Winterreifen- sondern eine Winterausrüstungspflicht, die vorsieht, dass Autos vom 15. November bis zum 15. April mit Winterreifen ausgerüstet sind oder Schneeketten mitführen. In Südtirol kann diese Winterausrüstungspflicht auch auf hochgelegenen Bergstraßen auf das ganze Jahr ausgedehnt werden.
Im Falle von Pkws und Lkws bis zu 3,5 t höchstzulässigem Gesamtgewicht wird die Montage von Winterreifen auf allen Rädern des Fahrzeugs empfohlen. Winterreifen sind durch die Aufschrift „M + S“, „M & S“ oder „M – S“ gekennzeichnet. Winterreifen werden ab einer Temperatur von 7 Grad empfohlen.
Inhaltsverzeichnis
Umfassende Informationen des Safety Park:
Egal, ob es eine so genannte Winterreifenpflicht geben wird oder nicht, sinnvoll und oft überlebenswichtig sind Winterreifen auf jeden Fall. Leider gibt es zum Thema Reifen viele Missverständnisse und Fehlinterpretationen, deswegen wollen wir, mit dieser Unterlage, die wichtigsten Tipps & Tricks vermitteln.
Man muss an dieser Stelle klar machen, dass unsere Sicherheit, die Gesundheit und unser Leben von 4 Handteller großen Flächen abhängt. Das ist ungefähr die Fläche, mit der die Reifen die Fahrbahn berühren.
Nur über diese Flächen werden alle „Befehle“ des Fahrers (Gas geben, Bremsen und Lenken) übertragen. Nur wenn Reifen genügend Haftung (man sagt auch Grip) haben, können wir sicher fahren, bleiben in der Kurve und haben vernünftige Bremswege. Jeder von uns war schon einmal mit dem falschen Schuhwerk unterwegs, so ungefähr ist das auch mit dem Reifen.
Beim Thema Reifen gibt es so viele Aspekte und Themen, der Safety Park sieht seine Aufgabe darin all diese Punkte neutral zu vermitteln.
In folgenden Artikel werden zahlreiche Infos und Testergebnisse beleuchtet sowie Unterschiede zwischen Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen aufgezeigt.
Was ist ein Winterreifen?
Vom Gesetzgeber her ein Reifen mit der so genannten „M&S“ Kennzeichnung (M&S steht für Mud&Snow, also Matsch&Schnee). Da es aber (leider) keine wirklich praxisgerechten Vorgaben/Standards für die Qualität eines Winterreifens gibt (und der Begriff M&S auch nicht geschützt ist), steht zwar auf vielen Reifen die M&S Kennzeichnung, in Wahrheit ist es aber kein Reifen, der bei winterlichen Fahrbahnen „sicher“ ist.
Die reine M&S Kennzeichnung ist also alles andere als eine Garantie auf kalten, nassen oder glatten Straßen wirklich sicher unterwegs zu sein. Aus diesem Grund wurde vor einigen Jahren eine zusätzliche (für die Reifenhersteller allerdings freiwillige) Qualitätsprüfung eingeführt. Wenn ein Reifen diese besteht, trägt er zusätzlich zu „M&S“ ein weiteres Symbol. Im Umgangston spricht man vom „Schneeflockensymbol“. Der damit verbundene Test stellt zumindest sicher, dass dieser Reifen besser als Winterreifen geeignet ist als ein reiner „M&S“ Reifen. Es gibt auch so genannte „SUV“ oder „Off Road“ Reifen (All Season, All Terrain) mit M&S Kennzeichnung, wobei es hier eher um den „Mud“ also den „Matsch“ (auf unbefestigter Straße bei Regen) geht als um den Schnee. Und auch Ganzjahresreifen tragen (natürlich) die M&S Kennzeichnung an der Flanke.
Was zeichnet einen guten Winterreifen aus?
Es sind zwei wesentliche Komponenten, das Profil (Profilgestaltung, Höhe des Profils) und die Gummimischung. Das Profil hat die Aufgabe Wasser und Schneematsch „aufzunehmen“ und „abzuleiten“. Nur wenn das Profil das schafft, haben wir die gesamte Gummifläche auf der Fahrbahn. Wenn nicht, beginnt der Reifen Fahrbahnkontakt zu verlieren (aufzuschwimmen), je weniger Auflagefläche umso weniger Haftung. Bei Schneefahrbahn soll das Profil (und die so genannten Lamellen) sich mit dem Schnee „verkeilen“, den Schnee im Profil „komprimieren“ und so eine Art „Verzahnung“ zwischen Reifen und Schneefahrbahn herstellen.
Das bedeutet guten Grip, Traktion beim Beschleunigen und kurze Bremswege. Die Gummimischung ist gerade, wenn es kalt wird, das entscheidende. Gummi hat die Eigenschaft bei Kälte unelastisch zu werden (man spricht vom „Verglasen“). Je unelastischer, desto schlechter kann sich der Reifen mit der Fahrbahn „verbinden“. Das bedeutet weniger Haftung. Der Winterreifen hat verschiedene Zusätze im Gummi, diese verhindern das verglasen, der Gummi bleibt weich, man hat dadurch besseren Grip.
Das Problem ist: diese Zusatzstoffe „verschwinden“ im Laufe der Zeit, das bedeutet dass ein „älterer“ Winterreifen eventuell schon „ausgehärtet“ ist. Optimale Profilgestaltung und perfekt „gemischte“ Bestandteile des Reifens erfordern (wie man sich vorstellen kann) einen hohen Entwicklungs- und auch Forschungsaufwand. Dementsprechend sind „richtige“ Winterreifen auch teurer als Importprodukte aus Fernost. Qualität kostet immer Geld, nur mit dem Unterschied, dass es in diesem Fall um Menschenleben geht.
Ab wann ist ein Winterreifen wichtig?
Die schnelle Antwort: Ab dem Moment, wo die Tagesdurchschnittstemperatur unter 7 Grad liegt. Wichtig ist die Betonung Tagesdurchschnittstemperatur! Das bedeutet, dass es vor allem in der Nacht und in den Morgenstunden schon frostig ist (und der Sommerreifen verglasen kann). Gerade in Südtirol ist die Temperaturentwicklung je nach Wohnort stark unterschiedlich, deswegen kann man keine Pauschalantwort geben, jeder soll/kann selbst entscheiden, ab wann die Montage des Winterreifens sinnvoll ist. Ein Anhaltspunkt kann die „O bis O“ Formel sein.
Damit ist Oktober bis Ostern gemeint. Ein großes Problem ist, dass kein Reifen keines Herstellers eine „eierlegende Vollmilchsau“ ist. Das bedeutet, dass ein Winterreifen auf trockener Fahrbahn und wärmeren Temperaturen schlechteren Grip hat als ein Sommerreifen, ein Sommerreifen dafür bei Nässe und 2 Grad Fahrbahntemperatur schlechter dasteht. Wer also ganz auf Nummer sicher gehen möchte, hat immer den zweiten Reifensatz im Auto und wechselt den Witterungsbedingungen nach 😉
Um es etwas zu verdeutlichen ein paar Messwerte. Ein wichtiger Fakt beim Autofahren ist die Länge des Bremsweges und selbstverständlich hängt diese wesentlich von der Haftung ab. Alle folgenden Messwerte sind mit dem gleichen Fahrzeug gefahren, immer mit ABS und immer derselbe Reifenhersteller. Es geht in diesem Beispiel nur darum die unterschiedlichen Bremswege deutlich zu machen:
Tempo 100 Km/h, trockene Fahrbahn:
Sommerreifen 41,5 Meter, Ganzjahresreifen 45,8 Meter, Winterreifen 47,1 Meter
Fazit: Der Ganzjahresreifen und der Winterreifen haben mehr Profil, sprich weniger Auflagefläche und weichere Gummimischung. Das bedeutet schlechtere Haftung als der Sommerreifen
Tempo 80 Km/h, nasse Fahrbahn über 7 Grad Fahrbahntemperatur:
Sommerreifen 42,8 Meter, Ganzjahresreifen 47,9 Meter, Winterreifen 44,9 Meter
Fazit: Auf nasser Fahrbahn zählt Profil, Winterreifen und Ganzjahresreifen schneiden deshalb im Vergleich besser ab
Tempo 80 Km/h, nasse Fahrbahn unter 7 Grad Fahrbahntemperatur:
Sommerreifen 45,5 Meter, Ganzjahresreifen 48,3 Meter, Winterreifen 43,3 Meter
Fazit: Jetzt wird die Gummimischung wichtig, deswegen liegt der Winterreifen vorne
Tempo 50 Km/h, Schneefahrbahn
Sommerreifen 70,4 Meter, Ganzjahresreifen 50 Meter, Winterreifen 46,5 Meter
Fazit: Jetzt zeigt der Winterreifen was er kann. Bei nur Tempo 50 (also Stadtgebiet!) sind es fast 24 Meter Bremswegunterschied, um es noch deutlicher zu machen: Bei Tempo 80 und Schneefahrbahn steht das winterbereifte Auto nach ca. 70 Meter, der Sommerreifen braucht knapp 112 Meter. Der Bremswegunterschied ist im wahrsten Sinn des Wortes lebensgefährlich.
Profiltiefe? Wie schon gesagt, das Profil hat die Aufgabe Wasser und Schneematsch aufzunehmen und abzuleiten. Je weniger Profil, desto weniger kann er das. Ein Reifen mit 3mm Restprofil kann nur mehr ca. 30% der Wassermenge aufnehmen wie ein Neureifen, bei der gesetzlichen Mindestprofiltiefe von 1,6 mm beträgt dieser Wert nur noch 13%. Das bedeutet höchste Aquaplaning-Gefahr, der Reifen kann z.B. beim Bremsen teilweise oder sogar komplett aufschwimmen, sprich den Fahrbahnkontakt verlieren. Und wo kein Kontakt, da keine Haftung. Bei 100 Km/h, nasser Fahrbahn und 3 mm Restprofil kann der Bremsweg bereits um 60% länger sein, weil eben der Reifen weniger Gummiauflagefläche hat!
Alter des Reifens?
Idealerweise sollte ein Reifen nie älter als 4 Jahre sein, maximal 6 Jahre. Grund dafür liegt vor allem in der bereits erwähnten Gummimischung, bzw. den Zusatzstoffen, die im Laufe der Zeit im wahrsten Sinn der Wortes „verdampfen“. Das tun die allerdings auch, wenn der Reifen im Keller liegt. Wann der Reifen produziert wurde kann man an der Flanke des Reifen ablesen. Es gibt dort den „DOT“ Code (Departement of Transportation) und in Folge (meist in einem „Oval“) eine vierstellige Zahl, z.B. 3408. Das bedeutet, dass dieser Reifen in der 34 Kalenderwoche 2008 erzeugt wurde (also ca. 2 Jahre alt). So kann man z.B. auch kontrollieren wie alt der Reifen ist, der mir zum Kauf angeboten wird.
Reifenlagerung?
Um den Alterungsprozess zu reduzieren gelten folgende Regeln: dunkel, wenig Luftbewegung, wenig Lüftung. Weil Ozon den Reifen altert und natürlich UV Einstrahlung. Deswegen werden Reifen von qualifizierten Reifenfachhändlern auch so gelagert
Mischbereifung?
Damit ist gemeint, wenn man an der Vorderachse andere Reifen montiert hat als an der Hinterachse. Ein anderes Fabrikat, eine andere Type, unterschiedliches Alter oder auch unterschiedliche Abnützung (Restprofil). Grundsätzlich gilt: keine Mischbereifung! Denn das bedeutet, dass die Vorderräder und Hinterräder unterschiedliche Haftung haben und das natürlich in gefährlichen „Eigenreaktionen“ des Fahrzeuges enden kann. Ganz gefährlich ist es, wenn die Hinterräder deutlich schlechter sind als die (gelenkten) Vorderräder. Die Vorderachse hat Grip, lenkt z.B. in die Kurve ein, die Hinterachse kommt ins Rutschen, das Fahrzeug schleudert. Und Schleuderunfälle enden leider meist tödlich oder mit schwersten Verletzungen (im Vergleich zu Frontalkollisionen). Deswegen gilt folgende wirklich überlebenswichtige Regel: Die besseren Reifen IMMER an die Hinterachse (egal welches Fahrzeug, egal welcher Antrieb, es geht um die Fahrstabilität!)
Wie finde ich den Winterreifen?
Zwei Tipps dazu: Zuerst überlegen Sie bitte, was Ihnen besonders am Herzen liegt, welche Sicherheit Sie brauchen. Gute Haftung auf Schnee? (weil Sie „oben“ wohnen, dort viel Schnee ist, Sie der erste auf der Strasse sind?). Oder doch eher die Sicherheit auf Nässe? Wenn Sie diese Entscheidung getroffen haben, dann informieren Sie sich. Mit Hilfe von „neutralen“ Winterreifentests. Mit neutral sind Tests gemeint, die z.B. von Automobilclubs gemacht werden (z.B. dem ÖAMTC, dem ADAC, dem TCS). Die Testergebnisse sind auf den Homepages zu finden.
Diese Clubs testen Reifen ein ganzes Jahr lang. Zu unterschiedlichen Bedingungen. Wenn Sie sich diese Test ansehen (meist in Tabellenform) erkennen Sie Bewertungen in den einzelnen „Disziplinen“ (trocken, nass, Schnee). Und jetzt erinnern Sie sich bitte daran, was Ihnen wichtig war, suchen Sie den „Testsieger“ z.B. in der Disziplin „Schnee“. Sie werden feststellen, dass die „Topmarken“ in allen Disziplinen sehr „ausgewogen“ sind, aber doch der eine oder andere mehr Augenmerk auf eine Fahrbahnsituation gelegt hat.
So finden Sie „Ihren“ Reifen. Und jetzt auf zum Reifenhändler. Je früher, desto besser (Winterreifentest werden schon im Herbst veröffentlicht!) Denn nur so können Sie Preisvergleiche machen (und es gibt oft große Preisunterschiede) und für Ihre Sicherheit den niedrigsten Preis bezahlen. Bei den Reifentest werden Sie auch „Testverlierer“ finden, meist Produkte aus Fernost. Um Ihnen auch hier einen Wert an die Hand zu geben: Bei nasser Fahrbahn und 100 Km/h gab es beim aktuellen Winterreifentest einen Bremswegunterschied von 22 Meter. Brutal gesagt: Da wäre man mit einem Sommerreifen besser dran als mit einem „No Name“ Winterreifen (mit M&S Kennzeichnung) Qualität hat ihren Preis!
Kurz und knapp die wichtigsten Tipps zum Thema Winterreifen (und Reifen allgemein) zusammengefasst:
Fahren Sie im Winter mit Winterreifen oder: lassen Sie Ihr Auto stehen, wenn es kalt und nass ist bzw. Schnee liegt
Achten Sie auf Qualität
Der Unterschied von 22 Meter Bremsweg bei 100 Km/h bedeutet ein mögliches Aufpralltempo von ca.60 Km/h. Bedeutet Totalschaden. Und der Unterschied zwischen einem No Name Reifen und einem Premiumhersteller sind in Summe vielleicht 80/90 Euro. Sie entscheiden, was Ihnen wichtig ist.
Rechtzeitig wechseln!
O bis O als Hilfestellung, Oktober bis Ostern, ansonsten je nach Wohnort und Wetter
4 gleiche Reifen!
Gleiche Marke, gleiche Type, gleiches Alter und gleichmäßige Abnutzung. Um möglichst gleichmäßig abzunutzen, wechseln Sie (je nach Fahrstil) alle 15.000 bis 25.000 Kilometer die Vorderräder mit den Hinterrädern (ist zwar Arbeit, ist aber für Ihre Sicherheit!)
4 bis maximal 6 Jahre alt!
Vor allem beim Winterreifen gelten die 4 Jahre (bei Sommerreifen können es auch 6 Jahre sein, gute Pflege und Lagerung vorausgesetzt)
4 mm Restprofil MINDESTENS!
Wobei ein Winterreifen unter 4 mm sowieso nicht mehr als Winterreifen gilt. Aber auch beim Sommerreifen (wegen Nasser Fahrbahn) sind die 4 mm überlebenswichtig
4 Wochen Luftdruck prüfen!
Das ist schon das mindeste! Falscher Luftdruck ist nicht nur gefährlich (längerer Bremsweg, instabiles Fahrzeug) der Reifen geht auch früher kaputt. Wenn Sie Winterreifen haben und es trocken ist, können Sie den Luftdruck um 0,3 bis 0,5 bar erhöhen (gegenüber dem empfohlenen Luftdruck) So ist der Reifen stabiler und reibt sich nicht so stark ab, er „walkt“ nicht so stark. Wichtig: bei nasser oder gar glatter Fahrbahn wieder „Normaldruck“ um optimale Haftung zu haben!
Aber auch wenn Sie den richtigen Reifen montiert haben:
Sie sind der wichtigste „Teil“ der Fahrsicherheit. 90% aller Unfälle sind auf menschliches Versagen zurück zu führen. Mehr als 80% der Unfälle im Winter geschehen in den ersten 15 Fahrminuten. Werden Sie Winter Fit. Erleben Sie, wie Ihr Auto bei nasser und glatter Fahrbahn reagiert und trainieren Sie, wie Sie dann reagieren müssen um den Crash zu vermeiden. In kritischen Situationen haben Sie nur wenige Zehntelsekunden um zu reagieren, richtig zu reagieren.
Durch das „Winter Fit“ Training des Safety Park lernen Sie im Fall des Falles Reaktionszeit zu sparen, den Schreckmoment zu überwinden und besser zu reagieren.