Glückspieleinsätze in Südtirol boomen weiter: im ersten Halbjahr 2012 +25%
Aufklärung dringend notwendig, um das „Zocken bis zum letzten Euro“ zu verhindern
Die meisten Menschen zocken an Automaten, den sogenannten „new slot“. Diese Geräte besitzen auch das größte Suchtpotential, trotzdem werden sie vom Staat nicht richtig reguliert. Der wahrscheinliche Grund: Im letzten Jahr waren italienweit Glücksspieleinsätze von 79,8 Milliarden Euro zu verzeichnen, 56% davon fallen auf die geldauszahlenden Automaten: Es geht also um Milliarden von Euro. Im ersten Halbjahr 2012 sind in Südtirol die Glückspielseinsätze erneut gestiegen, von 307 auf 385 Millionen Euro, + 25,2%. Die Spielautomaten haben dabei den Löwenanteil abkassiert, insgesamt 253 Millionen (Steigerung gegenüber 2011: + 15,7%).
Automaten sind Experten zufolge die gefährlichste Variante des Glücksspiels, denn die Hemmschwelle ist sehr niedrig: Schon mit 1 Euro ist man an einem der zahlreichen Geldspielautomaten in Südtirol dabei. Dabei wird zwischen den sogenannten „slot machines“ und den Videolotterien unterschieden. Erstere finden sich vor allem in Bars und Trafiken und zahlen höchstens 100 Euro aus, die anderen in speziellen Spielhallen und diese Videolotterien können bis zu 500.000 Euro ausschütten. Untersuchungen zeigen, dass etwa jeder zwölfte Automatenspieler zum Problem- oder Suchtspieler wird. Beim Lotto ist es nur jeder 300. Spieler.
In Bezug auf die Geldspielautomaten ist noch anzufügen, dass die AAMS, also die Autonome Verwaltung des Staatsmonopols, zuständig für das Glücksspiel, die Daten über die Anzahl der vorhandenen Automaten nicht veröffentlicht. Nach Meinung der Verbraucherschützer ist diese Zahl unverzichtbar, um die Präventionsmaßnahmen präzise abstimmen zu können. Es ist daher absolut nicht nachvollziehbar, dass kein Zugang zu diesen Daten besteht, und die Verbraucherzentrale wird beim zuständigen Wirtschafts- und Finanzministerium eine entsprechende Eingabe machen.
Strengere Regeln und mehr Information
In den letzten Jahren nehmen die Familien zu, die durch Glücksspiel in zunächst finanzielle Schwierigkeiten geraten. Kein Wunder: Die Glücksspieleinsätze lagen im letzten Jahr in Südtirol pro Kopf, ganz gleich ob alt oder jung, bei 1.270 Euro (Trend für 2012 = 1.500 Euro). Übrigens etwas weniger als im italienischen Durchschnitt. Dies sollte jedoch den dringenden Handlungsbedarf für eine strengere Regelung aller Glücksspiele und Aufklärung sowie Information nicht abschwächen. Denn die Menschen müssen vor den manchmal auch gravierenden Folgen des Glücksspiels und der Spielsucht geschützt werden, auch mittels entsprechender Aufklärung. Und zwar dort wo dieses stattfindet und wo sie sich aufhalten. Daher sollte schnellstens die Landesvorgabe umgesetzt werden, wonach 1,5 % der Landeseinnahmen aus Glücksspielen für die Vorsorge eingesetzt wird.
Verantwortungsvolles Spielen
Wer überprüfen möchte, ob mit seinem/ihrem Spielverhalten (noch) alles in Ordnung ist, kann dies mit einem Selbsttest auf der Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) machen: https://www.check-dein-spiel.de/cds/pretest.do. Oder auf italienisch unter http://www.giocaresponsabile.it/?fuseaction=TestSOGS (dieser Test ist nach dem SOGS-Modell, South Oaks Gambling Screen, aufgebaut).
Hier die Tipps der BzgA zum verantwortungsvollen Spielen
Nutzen Sie das Spiel nicht, um an Geld zu kommen.
Denken Sie daran, dass alle Anbieter von Glücksspielen (Lotterien, Casinos, usw.) Geld an den Spielerinnen und Spielern verdienen wollen. Das bedeutet, dass sie grundsätzlich weniger Geld an die Spielenden auszahlen, als sie von ihnen erhalten. Am Ende machen sie also satte Gewinne – während die Spielenden immer höhere Verluste anhäufen.
Benutzen Sie fürs Spielen nur Geld, das Ihnen gehört und das für keinen anderen Zweck bestimmt ist. Nehmen Sie also ausschließlich Geld, das Sie für Freizeitaktivitäten übrig haben und verwenden Sie auf keinen Fall Mittel, die für Ihren Lebensunterhalt oder den Ihrer Familie bestimmt sind.
Setzen Sie sich vor dem Spielen ein Limit, wie viel Geld Sie zu verlieren bereit sind – und halten Sie sich an diese Grenze!
Setzen Sie sich vor dem Spielen ein Limit, wie viel Zeit Sie fürs Spielen verwenden wollen – und halten Sie sich an diese Grenze!
Versuchen Sie nicht, bisherige Verluste durch weiteres Spielen auszugleichen – dies führt in aller Regel nur zu mehr Verlusten.
Spielen Sie nicht, wenn Sie in schlechter Stimmung sind – denn es ist schwer, in solchen Situationen gute Entscheidungen zu treffen. Und versuchen Sie schon gar nicht, sich hiermit von Ihren Problemen abzulenken, denn so riskieren Sie, dass das Spielen selbst zum Problem wird.
Spielen Sie nicht, wenn Sie unter dem Einfluss von Alkohol, Medikamenten oder Drogen stehen. Dies ist sehr riskant und kann zu hohen Verlusten führen. Spielen Sie also nur, wenn Sie einen klaren Kopf haben.
Achten Sie darauf, dass das Glücksspiel nur eine von mehreren Freizeitaktivitäten bleibt. Lassen Sie also nicht zu, dass es einen zu großen Platz in Ihrem Leben einnimmt.