Italien im Griff der Datendiebe: Wie gestohlene Informationen die Demokratie bedrohen
Es ist bedrückend, dass in einem Land, in dem viele Gehälter unter der Würdegrenze liegen, Hunderttausende Euro für den Kauf illegal beschaffter Informationen ausgegeben werden.
Großbuchstaben, Kleinbuchstaben, Sonderzeichen im Überfluss – und dazu Zahlen, die nicht an Geburtstage oder Jubiläen erinnern. Wir tun viel, um unsere Zugänge zur digitalen Welt zu schützen, die längst mit der realen verschmolzen ist. Doch all das scheint angesichts der Leichtigkeit, mit der Zugänge und Daten gehackt, verbreitet, gekauft und verkauft werden können, nur ein schwacher Trost zu sein.
Die Vorstellung, dass diese Daten für fragwürdige Zwecke missbraucht werden, rückt die Vorstellung von Privatsphäre und Sicherheit in weite Ferne. Betroffen sind nicht nur die Kommunikation und wirtschaftliche Transaktionen, sondern auch Unternehmensgeheimnisse und persönliche Beziehungen – und letztlich auch die demokratische Stabilität.
In den letzten Monaten wurde Italien von zahlreichen Datenschutzskandalen erschüttert: Unbefugte Zugriffe auf die Nationale Antimafia-Direktion, ein Bankangestellter aus Apulien, der Prominente und Bekannte ausspionierte, und ein junger Hacker, der in die Datenbank des Justizministeriums eindrang und Passwörter von Staatsanwälten erbeutete. Auch die jüngsten Enthüllungen aus Mailand belegen, wie gefährdet unsere digitalen Lebensgrundlagen sind.
Der Markt für vertrauliche Informationen ist riesig und voller Versuchungen. Unternehmen und Einzelpersonen sind bereit, erhebliche Summen zu zahlen, um sich Vorteile zu verschaffen – sei es bei der Auftragsvergabe, durch Erpressung oder durch das Ausschalten von Konkurrenten. Es ist ein Schwarzmarkt, der gegen die eigentlichen Marktregeln arbeitet.
Investitionen in Cybersicherheit sind dringend nötig, wie die Regierung erkannt hat. Doch wenn die Täter bereits die Kombination zum digitalen Tresor kennen, wird der technische Schutz allein nicht ausreichen. Was es braucht, ist ein stärkeres Bewusstsein für Ethik, Verantwortung und Integrität – nicht nur im öffentlichen, sondern auch im privaten Bereich. Vor allem aber muss die Fähigkeit zur Empörung wiederbelebt werden, sowohl individuell als auch kollektiv.
Während die Justiz über die Schuld der zahlreichen Verdächtigen entscheidet, bleibt die traurige Realität: In einem Land, das mit Niedriglöhnen, Arbeitsunsicherheit und Fabrikschließungen zu kämpfen hat, wurden Hunderttausende Euro – so Mailands Staatsanwalt Marcello Viola – ausgegeben, um illegal beschaffte Informationen zu kaufen. Einer der Vermittler soll erklärt haben, dass das Ziel darin bestand, „ganz Italien zu betrügen“ und „das Land in der Hand zu haben“. Hoffen wir, dass Italien sich aus diesem Griff befreien kann.