Prinz Pi’s neue Platte. Neue Platte, gibt’s etwas schon mehrere von Prinz Pi?
Ja insgesamt ist Kompass ohne Norden sogar schon der zwölfte Longplayer. Aber der erste mit dem er richtig einschlägt.
Wahrscheinlich, weil der junge Berliner in den letzten Jahren seiner Karriere bis zu seinem neuen Album hin, einen kompletten musikalischen Wandel vollzogen hat.
Fest steht, dass ein erheblicher Anteil der langjährigen Fans und Fanatiker sich nach dem Release mit einer Mischung aus Verachtung und Enttäuschung abgewendet hatten. Doch umso mehr feiern das neue Machwerk als Prinz Pis „bisher bestes Album“ welches bei der breiten Maße ankommt. Klavierklänge sind auf Kompass ohne Norden immer wieder zu finden. So wird fast jedes Lied von einem Stück Piano eingeleitet oder aber zumindest immer wieder intensiv begleitet. In der Verbindung mit eindringlichen Drums, ausgewählten Streicherklängen und einer intensiven Liebe zum Detail wird ein rundes Klangbild erzeugt. Klanglich ist dieses Album im Verglich mit anderen Rappern z.b. Sido oder Bushido definitiv, auf einem anderen Stern anzusiedeln. Die Verbindung zwischen klassischen HipHop-Beats und höchst musikalischen Elementen wie der oftmals vorkommende Einsatz des besagten Pianos liefern einen sehr schönen Sound. Doch umso wichtiger sind bei Prinz Pi die Texte, welche mit gesellschaftskritischer Messsage trotzdem Prinz Pi’s jungen Hörern sehr gefallen werden, denn der Inhalt ist ganz klar auf diese Hörerschaft ausgerichtet.
Jugendwahn in der Gesellschaft, eigene psychische Probleme, die Suche nach dem Sinn – schon die Themen seines neuen Albums grenzen Prinz Pi vom deutschen Rap-Kosmos ab. Außerdem schaft er es in Interviews klar und in deutscher Sprache zu antworten ohne: „Alter und soooo…“ in jede Aussage zupacken.
„Musik wie ich sie mache ist zum großen Teil auch immer seelischer Striptease oder Selbsttherapie“, erklärt er seinen Ansatz. „Songs über eigene Depressionen wären vor zehn Jahren nicht möglich gewesen, ohne als Rapper Selbstmord zu begehen. Das Bild der meisten Rapper war das eines unnahbaren Machos. Mittlerweile gilt es immer noch nicht als cool, aber man laufe zu mindestens nicht mehr ins offene Messer.“ so der Prinz.
Statt mit dem stumpfen dissen anderer Rapper oder dem Pflegen des eigenen Ghetto-Kind-Images wird hier mit den oft anspruchsvollen, oft aber auch nur trivial-philosophischen Texten Eindruck geschunden – auch, wenn das wohl keiner der Protagonisten so zugeben würde. Das ist aber so schlau, wie das Pi in seinem Namen andeutet. Anfangs nannte sich Prinz Pi allerdings noch Prinz Porno, weil Porno auf Altgriechisch schmutzig bedeutet, und das, wie er fand, gut zu seiner Sprayer-Karriere passte. Nur leider landete er so, mitsamt seiner klugen Rap-Lyriks, in den Billigen und Ghetto-GängsteRap-Schubladen – und wurde nicht erhört.
Dass sich die Musik von Pi verändert hat, steht außer Frage. Ebenfalls unbestritten ist allerdings auch, dass sich der Berliner weiterentwickelt hat und sich dieser Wandel auch in seinem Künstlerdasein Ausdruck findet. Der Sound ist vergleichsweise neu und wurde mit „Kompass ohne Norden“ verbessert und erweitert. Die musikalische Qualität und Überzeugung, mit der Prinz Pi seine durchdachten, authentischen Texte auf ebenfalls hochklassigen, sauberen Beats einrappt, erstickt jede Kritik von „Imagewechsel“ oder „Kommerz“ im Keim.