Es gibt Dinge, mit denen rechnet man irgendwann einfach nicht mehr. Zum Beispiel damit, dass man im Lotto gewinnt oder vom Blitz erschlagen wird. Oder eben mit einem neuen Rod Stewart Rock-Album, was überwiegend aus neuen, eignen Songs besteht. Dabei kann man Rod Stewart nicht einmal vorwerfen in den letzten 20 Jahren seit dem letzten amtlichen Rock-Album, faul gewesen zu sein. Im Gegenteil, er war enorm produktiv, nur eben nicht nicht kreativ.
Nach Gott sei Dank überstandener Kehlkopfkrebs-Erkrankung und Verlust der Stimme, veröffentlichte er in den Jahren von 2001 bis 2012 insgesamt 13 Alben – neun Studioproduktionen, zwei Best of Alben, sowie zwei Live-Alben und sogar ein Weihnachtsalbum, Nur handelte es sich dabei ausschließlich um Coversongs. „A Spanner in the Works“ im Jahre 1995 war sein letztes eigenes Schaffenswerck .
Nach fast 20 Jahren, kommt nun das neue Album, „Time“ mit 99% Rod Steward. Fast schon ein Comeback! Die Inspiration zu den neuen Stücken fand Stewart beim Schreiben seiner Biografie – so sind die Texte auch sehr persönlich geworden. Lediglich ein Tom-Waits-Cover hat der Sänger unter seine neuen Songs gemischt. Und in der Tat klingt „Time“ wie ein Ritt durch die Zeit. Und er muss beim Schreiben wahrlich von der Muse nicht nur geküsst, sondern regelrecht zu Boden geknutscht worden sein, denn selbst in seinen blühendsten Songwriter-Jahren, stammte nie mehr als die Hälfte eines Albums aus seiner Feder. Auf den Punkt gebracht, lässt sich sagen, dass „Time“ genauso, 1985 hätte erscheinen können.
Der schottische Sänger stammt aus der goldenen Ära der Musikindustrie, als Menschen noch Tonträger kauften. Er ist ein Hüter der traditionellen Pop, Rock, Blues und Folk Spielarten. Stewart, dessen heisere Stimme vor anderthalb Jahrzehnten durch seine Erkrankung ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist in erster Linie wegen seiner Qualitäten als Sänger zu einem unverwechselbaren Künstler geworden.
Wie Bruce Springsteen ist Rod Steward ein Künstler, der generationsübergreifend Fans findet. Und genau deshalb reißt sein Album auch in diesem Jahrzehnt noch Menschen vom Hocker, vielleicht nicht mehr so viele wie damals, aber immer noch mehr als genug.
Auf die Frage hin ob er sich mit dem Album im Herbst des Lebens, noch mal als Songwriter in Erinnerung bringen möchte, antwortet er:
„Ja, absolut. Ich will ein Vermächtnis hinterlassen. Ich glaube, dass es vielen Künstlern in meinem Alter so geht, dass sie noch mal etwas sagen möchten. Aber ein Vermächtnis ist es für mich auch auf andere Weise: Ein Lied wie „Pure Love“, das für meine Kinder ist, habe ich auch mit der Intension im Kopf geschrieben, dass es noch da ist, wenn ich nicht mehr hier sein werde. Wenn meine Kids den Song dann spielen, denken sie an ihren Dad. Das ist ein schöner, hoffnungsvoller Gedanke.“
Auf dem Album-Cover von „Time“ genießt Rod Stewart einen Strandspaziergang mit Gitarre, zu sehen ist er dabei nur von hinten und das ganze schmeckt doch irgendwie nach Abschied