Nach der Regierungsentscheidung gegen DAB+ in Schweden hat jetzt der wichtige Verfassungsausschuß empfohlen, den ursprünglich für ab 2022 geplanten Umstieg von UKW auf DAB+ im Parlament nicht weiter zu behandeln. DAB+ ist damit in Schweden vom Tisch, auch wenn man die Entwicklung im Ausland (u.a. beim Nachbarn Norwegen) beobachten wolle. Die Politik setzt weiter auf UKW und – im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern Europas – auf radiofähige Mobilfunknetze.
Noch Ende 2014 hatte Schwedens Politik auf DAB+ gesetzt und zwei nationale Multiplexe u.a. an SBS (später übernommen von Bauer Media) und die Modern Times Group lizenziert. Das Umschwenken dürfte wesentlich auf einem Report des Rechnungshofes beruhen, der u.a. die bisherigen Investitionen in digitalen Radio-Broadcast als nicht refinanzierbar und Geräte als zu teuer bezeichnet hatte. Der Rechnungshof behauptet zudem, in Kriegs- und Katastrophenfällen würden über DAB+ weniger Menschen erreicht als über UKW.
Sendungen mit DAB hatte das öffentlich-rechtliche Sveriges Radio (SR) 1995 begonnen, ab 2009 wurde auf DAB+ umgestellt. Es handelte sich zumeist um Pilotprojekte mit beschränkter Reichweite in wenigen Ballungsräumen. Nun wird SR wohl seine DAB+-Ausstrahlungen beenden und zusehen, wie die Mobilfunk-Verbreitung finanziert werden kann. Bauer Media und die Modern Times Group wollen trotz ihrer Lizenzen für nationale Multiplexe ohne die Mitwirkung von SR nicht weiter in DAB+ investieren.
Gegen den Mobilfunk als Broadcast-Ersatz hatten im Vorfeld Studien des schwedischen Netzbetreibers Teracom und der BLM u.a. Fragen der Empfangssicherheit, der Netzkapazität und der Investitions- und Nutzungskosten geltend gemacht.
Quelle: dehnmedia.de