TIS-Technologieunternehmen punktet mit Freier Software auf dem globalen Markt
Die beiden Umwelt-Ingenieure Silvia Franceschi und Andrea Antonello des TIS-Technologieunternehmens HydroloGIS bewegen sich bei ihren Vermessungsarbeiten oft in unwegsamem Gelände. Vor etwa fünf Jahren entwickelten die beiden eine Open-Source-Software, die es ihnen ermöglicht, personalisierte Karten mittels Smartphone oder Tablet direkt im Gelände zu erstellen und dann im Büro auszuwerten. Mittlerweile nutzen diese Software auch Naturforscher im US-Bundestaat New York und Zivilschutzbehörden im japanischen Osaka. Der Name der Software: „Geopaparazzi“.
Geopaparazzi funktioniert auf Android-Tablets und Smartphones und macht im Grunde nichts anderes als den genauen Aufenthaltsort einer Person zu tracken. Für die Planungsarbeiten von Silvia Franceschi und Andrea Antonello des TIS-Technologieunternehmens HydroloGIS bedeutete diese Funktionalität, dass ihnen sehr genaue Daten zur Verfügung standen.
Naturforscher des US-Bundesstaates New York wollten für eines ihrer Forschungsprojekte die Tier- und Pflanzenwelt des Staates erfassen und kartieren. Auf der Suche nach einer geeigneten Software stießen sie bei ihrer Recherche in Google Play auf Geopaparazzi und beauftragten nun HydroloGIS die App so zu erweitern, dass diese nun neben den Vermessungsdaten auch in der Lage ist, bestimmte Gebiete als Lebensraum verschiedener Pflanzen und Tierarten zu klassifizieren. Über mehrere Jahre hinweg kann nun so beobachtet werden, wie sich Lebensraum und Artenvielfalt in den jeweiligen Gebieten des US-amerikanischen Bundesstaates entwickeln.
„Der Auftrag hat es uns ermöglicht die Funktionalität unserer Software zu erweitern“, erklärt Silvia Franceschi von HydroloGIS. „Das heißt wir haben eine Produktoptimierung vorgenommen und wurden dafür auch noch bezahlt“, so die Unternehmerin.
Ganz ähnlich und doch ganz anders verhält es sich im Falle der japanischen Stadt Osaka. Hier wird Geopaparazzi seit Neustem für die Vorhersage von Hochwassern genutzt. Hochwasser kommen in Osaka häufig vor. Manchmal tritt der Fluss
Yamatogawa über die Ufer, manchmal suchen Meeressturmfluten die über Zweimillionen-Einwohner-Stadt heim. Die Zivilschutzbehörden in Osaka haben die notwendigen Erweiterungen von Geopaparazzi selbst vorgenommen. Das Südtiroler Team konnte sein Know-how jedoch in Form von Schulungen für die Entwickler in Osaka exportieren.
„Genau darin liegt ja der Vorteil einer Open-Source-Software“, erläutert Patrick Ohnewein vom Zentrum für Freie Software & Offene Technologien des TIS innovation park. „Jeder, der die
Kompetenzen hat, kann eine Software so gestalten wie er sie gerade braucht. Er kann übers Internet eine Entwickler- und Nutzer-Community von den USA bis nach Japan aufbauen und so die eigenen Kompetenzen auf dem internationalen Markt anbieten.“, erklärt Ohnewein.
Im vorliegenden Fall überrascht aber vor allem der Umstand, dass Organisationen aus den USA und Japan eine Südtiroler Software nutzen. „Normalerweise haben diese beiden Länder eine absolute Technologieführerschaft inne, aber im Bereich der digitalen Umwelttechnologie sind wir in Südtirol so gut, dass wir uns auf dem globalen Markt durchaus behaupten können“, so Ohnewein. Grund hierfür sei, so Ohnewein, dass Südtirol aufgrund seiner alpinen Lage Exzellenzen ausgeprägt habe, die auf der Welt schwer zu finden seien. „Daher ist es so wichtig, dass unsere Unternehmen stark in die Nischen stoßen, die Südtirols Stärkefelder, Energie, Umwelt, Lebensmittel und Tourismus bieten“, so Ohnewein.